Bettwanzen: Hartnäckige Blutsauger breiten sich aus

Eine Bettwanze auf der menschlichen Haut. Wenn Bettwanzen den Schlaf rauben.

 

Cimex lectularius © smuay

Umschau-Quicktipp | 16.05.2017

Bettwanzen werden immer mehr zur Plage. Leider sind sie schwer zu finden. Doch Spürhund Jessie erschnüffelt die Plagegeister. Den Rest erledigt der Kammerjäger …

Umschau Di 16.05. 20:15Uhr 09:04 min

Sie galten in Deutschland eigentlich schon fast als ausgestorben, durch internationale Reisen breiten sie sich aber wieder hierzulande aus: Bettwanzen sind lästige Urlaubsmitbringsel. Wir geben Tipps, wie man die hartnäckigen Blutsauger wieder los wird oder am besten gar nicht erst zu Hause einziehen lässt.

Zwischen 4 und 8 Millimeter groß sind die behaarten, rotbraunen Insekten, und damit gut mit bloßem Auge zu erkennen. Allerdings zeigen sich Bettwanzen eher selten am Tag. Die Tiere sind nachtaktiv und bleiben tagsüber hauptsächlich in ihren Verstecken – und dazu dienen selbst die kleinsten Ritzen und Ecken in der Fußbodenleiste, dem Bilderrahmen, dem Schrank oder einem Buch. Nachts jedoch kommen sie aus ihren Löchern, angezogen vom menschlichen Geruch und seiner Wärme, und fressen sich satt an unserem Blut. Das ist die einzige Nahrungsquelle für die Bettwanzen. Nur in Ausnahmefällen suchen sie sich ein Tier als Wirt. Das ist auch der Grund, warum sie fast ausschließlich im Schlafzimmer zu finden sind – hier haben sie es nicht weit zum nächtlichen Festmahl. Bisse führen zu heftigem Juckreiz.

Um an das Blut ihres Wirtes zu kommen, beißen die Wanzen zu und saugen sich fest. Die Bisse hinterlassen, ähnlich wie bei Flöhen, mehrere rote, in einer Reihe liegende Stellen, die einen heftigen Juckreiz auslösen. Oftmals dauert es einige Tage, bis der eintritt. Bis die Bisswunden verheilen, können sogar mehrere Wochen vergehen. Einige Menschen reagieren besonders empfindlich auf die Bisse. So können sich starke Schwellungen oder Quaddeln bilden, selbst allergische Reaktionen sind möglich. Gegen den Juckreiz hilft am besten eine Salbe, die Cortison oder Antihistaminika enthält. Heftigere Reaktionen sollten vom Arzt behandelt werden. Immerhin: Anders als bei Zeckenbissen ist bislang keine Übertragung von Infektionskrankheiten durch Bettwanzen nachgewiesen worden.

Kein Zeichen mangelnder Hygiene.

Bis vor einigen Jahren galten Bettwanzen nahezu als ausgestorben. Allerdings scheinen sich die Blutsauger auch in unseren Breiten zu vermehren. Hatten Schädlingsbekämpfer früher einen bis zwei Fälle pro Jahr, so berichten einige von drei bis vier Einsätzen pro Woche, und zwar nicht nur in besonders schmuddeligen Hotels oder verdreckten Wohnungen. Mangelnde Hygiene hat nichts mit der Ausbreitung von Bettwanzen zu tun. Die Parasiten können sich selbst in der reinlichsten Umgebung ausbreiten. Andere Gründe spielen für die neuerliche Ausbreitung eine Rolle: So wurde beispielsweise das als besonders effektiv geltende Wanzenbekämpfungsmittel DDT in den 70er Jahren verboten, weil es als krebserregend für den Menschen gilt. Andere chemische Bekämpfungsmittel sind teilweise nicht so wirksam, teilweise haben die Insekten bereits Resistenzen dagegen entwickelt. Ein weiterer Grund ist der internationale Waren- und Reiseverkehr, der zugenommen hat: In Hotelzimmern haben Bettwanzen wechselnde Wirte und können, einmal in den Koffer gekrabbelt, in wenigen Stunden den Kontinent wechseln und sich im neuen Zuhause rasend schnell ausbreiten. Ein einziges Weibchen reicht aus, um einen Haushalt komplett mit einer neuen Generation von Bettwanzen zu bevölkern, denn sie trägt bis zu 300 Nachkommen in sich.

Bekämpfung ist langwierig

Wer Bettwanzenbisse am Körper feststellt, dazu Blutspuren an der Bettwäsche und schwarzen Wanzenkot auf dem Bettrahmen oder der Umgebung des Bettes findet, der sollte schnellstmöglich einen Schädlingsbekämpfer einschalten. Mit Hausmitteln oder anderer Eigeninitiative sind die Parasiten nicht dauerhaft zu bekämpfen, denn selbst Profis benötigen in der Regel mehrere Einsätze, bis eine Wohnung wirklich langfristig frei von Schädlingen ist. Das liegt unter anderem auch daran, dass eine Bettwanze mehrere Monate ohne Nahrung überleben kann. Wer also denkt, nach einem Urlaub dürften alle Tiere verhungert sein, der irrt. Schädlingsbekämpfer können die Insekten entweder chemisch bekämpfen. Dazu werden Möbel auseinandergebaut, Ritzen mit Silikon abgedichtet und vermutlich auch die Matratze ausgetauscht, um den Wanzen so wenig Rückzugsorte wie möglich zu bieten. Mit einer einzigen Behandlung mit Pestiziden ist es leider nicht getan. Zwei bis vier Einsätze sind nötig, um wirklich alle Tiere zu töten und langfristig Ruhe zu haben. Als Alternative bieten einige Schädlingsbekämpfer auch thermische Verfahren an. Weil Bettwanzen bei Temperaturen über 50 Grad sterben, wird der befallene Bereich in eine Art Zelt gehüllt und für mehrere Tage auf 55 Grad erhitzt. Einschleppung verhindern: Kleider gefrieren, Koffer in die Badewanne Wer sicher gehen will, dass er sich aus dem Urlaub keine Bettwanzen mit nach Hause bringt, sollte sowohl vor Ort als auch bei der Rückkehr einige Tipps beachten. So empfehlen Experten, den Koffer im Urlaub im Bad zu lagern. Der Raum ist weit genug vom Schlafzimmer entfernt, so dass Wanzen nicht ins Gepäck krabbeln können. Nacht- und Unterwäsche sollte nach dem Tragen nur in einem gut verschließbaren Plastikbeutel zurück in den Koffer geräumt werden, damit eventuell übersehene Wanzen nicht in die restlichen Kleider kommen können. Zurück zu Hause empfiehlt es sich, den Koffer wiederum in der Badewanne auszupacken. An der glatten, steilen Wannenwand können die Tiere nicht hochkrabbeln. Alle Kleidungsstücke, die mit im Urlaub waren, sollten sofort bei 60 Grad gewaschen werden, um eventuell enthaltene Wanzen oder Eier sicher abzutöten. Möglich ist auch, Wäschestücke für ein paar Tage in die Gefriertruhe zu packen, denn auch Temperaturen von unter 18 Grad töten die Tiere.

Quelle: www.mdr.de/umschau/quicktipp/quicktipp-bettwanzen100.html